Krisenbewältigung – eine Frage der Haltung

Eine Frage der Haltung, so lautet der Titiel von Bodo Janssens neuestem Buch, in dem er beschreibt, wie er als Chef einer Hotelkette die Corona bedingten Einschränkungen überwunden hat,
wie es ihm und seinen Mitarbeitern sogar gelang, gestärkt aus der Krise hervorzugehen.

Er hatte in den Jahren zuvor bereits viele Krisen durchlebt, v.a. persönliche aber auch solche, die weit in sein berufliches Wirken hineinstrahlten, die ihn stark geprägt haben und in deren Folge er sein Unternehmen auf eine nicht alltägliche Art und Weise ausgerichtet hat.
Die flachen Hierarchien ermöglichten es seinen diversen Hotels, sich mit je eigenem Leitbild und eigenen Schwerpunkten, abhängig von der jewileigen Hotelleitung und den Mitarbeitern zu entwicklen.

Nach der Schließung aller Hotels im sog. Lockdown war Janssen am Boden zerstört. Dann jedoch sah er, wie seine Mitarbeiter mit der Situation umgingen:
Sie arbeiteten zusammen, ergriffen die Initiative, brachten sich mit guten Ideen ein – und verbesserten so das Unternehmen an vielen Stellen.

Bodo Janssen ist sich sicher: Ein Unternehmen, das durch einen einzelnen Entscheider geführt wird, hat – v.a. in einer Krise – mit vielen Problemen zu kämpfen. Denn Top-Down-Entscheidungen nehmen den Mitarbeitern das Gefühl der Selbstwirksamkeit – und die Wege werden länger. Gefragt sind dagegen schnelle, durch viele Perspektiven geprägte Entscheidungen, um der Komplexität in einer Krise Herr zu werden. Janssen entschied sich in den frühen Tagen der Pandemie dazu, seine bisherige Strategie der flachen Hierarchien und vollen Transparenz auszuweiten.

Also brachte er alle Direktoren seiner Hotelkette zu einem Gespräch (Zoom-Konferenz) zusammen. Er war sich sicher: Die kulturelle Viielfalt seiner Hotels und der dort handelnden Personen fungiert als kreativer Motor. Die Verschiedenheit würde die unterschiedlichsten Lösungstrategien generieren.Jedes einzelne Hotel würde immens von den unterschiedlichen Erfahrungen und Problemen der anderen lernen können.

Um Chaos zu vermeiden nutzte er eine Gesprächstechnik, die schon im Mittelalter in Klöstern gepflegt wurde und die er während seiner Aufenthalte im Kloster kennen und schätzen gelernt hatte.
Es handelte sich um drei aufeinanderfolgende Gesprächsrunden:
In der ersten Runde darf jeder Teilnehmer aussprechen; es gibt keine Diskussion und keine Einwände – einer redet, alle anderen schweigen. Dann spricht der nächste:
In der zweiten Gesprächsrunde kann jeder auf alles vorher gesagte eingehen – und wieder schweigen alle anderen.
Erst die dritte Runde geschieht im Dialog, mit driekten Einwänden und Nachfragen.

Und Janssens Plan ging auf. Diese Gesprächstechnik von Reden und Schweigen half dabei, alle zu Wort kommen zu lassen und unterschiedliche Lösungsansätze zu hören.
Trotz der existenzgefährdenden Situation waren seine Mitarbeiter in den regelmäßig folgenden Konferenzen stets gelassen und zuversichtlich. Der Grund dafür ging ihm bald auf: Seine Mitarbeiter waren durch seine antihierarchische Führung gut vorbereitet in die Krise gegangen. Gerade seine stärkende, zur Eigenverantwortung ermutigende Führung hatte ihnen das Rüstzeug gegeben, gut mit der Krise umgehen zu können.

So gab es einen Mitarbeiter, der sich vom ersten Tag der Pandemie darum kümmerte, dass alle Hotels der Kette sämtliche Hilfsangebote der Regierung auch tatsächlich nutzten. Weiterhin gab es Sorgentelefon, Corona-Finanzberatung oder Infobroschüren, in denen der aktuelle Stand der Coronaverordnungen je Standort zusammengefasst wurde, …
Und das sind nur einige Beispiele für eine Vielzahl von proaktiv handelnden Mitarbeitern. Oft wurde Janssen erst dann unterrichtet, wenn eine Neuerung schon in die Wege geleitet war. Das gegenseitige Vertrauen dafür hatte man seit zehn Jahren aufgebaut.
Janssen selbst entwickelte neue Formate des innerbetrieblichen Austauschs und der Informationsweiterleitung, so u.a. durch podcasts, in denen er Mitarbeiter interviewte, aber auch sämtliche neuen Informationen weitergab.

Aber auch für Janssen persönlich galt es, eine Einstellung zu finden, die es ihm ermöglichte, diese existenzbedrohende Krise zu bewältigen. Ihm half die tägliche Meditation ebenso wie die regelmäßige Frage nach seinem „Wofür“ und das Führen eines „Tagebuchs der Dankbarkeit“. Dies stärkte sein Bewusstsein dafür, was er alles hat und ermöglicht den Perspektivwechsel auf das Positive.

Alles eine Frage der Haltung – so sein Buchtitel und seine erlebte Wirklichkeit.

Diese Inhalte sind außer in Bodo Janssens Buch auch in den Kernaussagen von https://blinkist.com/de zu diesem Buch zu finden, nach der auch diese Zusammenfassung entstanden ist.